Oasen
Oasen
Durchmisst du, Wanderer, die grünen Auen meines
Blutsatten Vaterlands, wie saftig von des Rheines
Flutdonner sie, vom Möwenstrand zur Alpenhöh
Auch wuchern in der Lebensglut des Sonnenscheines:
So raste hier, hier schlage dein Gezelte auf,
Die Zunge welk beträufe mit der Frucht des Weines
Und wilde Ähren, dich zu nähren, köpfe frei,
Wenn, Fremder, du in des betauten Ahnenhaines
Waldweben dich ergehst; vom Quelle wohl getränkt,
Der aus der Abendglut des Gletscherhochgesteines
Allzeit kristallen seine Bahn zu Tale rinnt.
Doch, hüte dich, Freund, in der Mittagshitze deines
Blickes Bespiegeln wahr zu wähnen, wenn von Weines
Genüssen süß betört dein Sinn zum Wahne strebt –
O, meide Menschenwunder, ach, und glaube keines!
Nein, Unglückselger, fliehe, flieh die Irre des
Verwüstet labyrinthischen Asphaltgesteines,
Das dich, ein walzenschwer Geflecht von Staub und Rost,
Bedrängen wird und täuschen satt des schönstes Scheines.
O fürchte du die Wüsten, fürchte sie zuhöchst,
Einöden in der Blütenflur des deutschen Rheines;
Denn dies, o Wanderer, im Dampf die Städte dort,
Das sind des Tods Oasen, deines, ach, und meines.
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Foto: Johanna Beyer
Dreischütz
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